Die Wahrung der Schöpfung ist ein zentrales Thema der Kirche und so hatte Simon Berger, Mitglied der Pfarrgemeinde Vilshofen, für interessierte Zuhörer einen Vortrag organisiert, der zunächst im Pfarrgemeindesaal und dann – sozusagen am lebenden Objekt — im Recyclinghof stattfand.
Nachdem der Pfarrgemeinderatsvorsitzende, Bernhard Oberneder, die Gäste – u.a. auch Bürgermeister, Florian Gams – im Pfarrsaal begrüßt hatte, sprach Frau Reiss über den berühmten ökologischen Fußabdruck (dargestellt in der Maßeinheit gha „globale Hektar“ ). Dieser fällt in Deutschland um den Faktor 3 größer aus, als es dem durchschnittlichen Erdenbewohner – wenn man die Gesamtheit der verfügbaren Ökosystem-Ressourcen betrachtet — erlaubt sein dürfte. Seit 1970 nimmt sich die Menschheit mehr an Ressourcen, als es die Erde zulassen würde. Und am 4. Mai wird Deutschland seinen ihm zustehenden Anteil an den Welt-Ressourcen aufgebraucht haben!
„Houston, wir haben ein Problem: 5 bis 13 Tonnen Plastikmüll im Meer, tote Vögel am Strand mit Plastik im Magen, Plastik in der Nahrungskette und im Blut, Mikroplastik im Duschgel und in Microfasern von Textilien, Plastik überall“, so könnte der abgewandelte Funkspruch der Apollo-Mission lauten, wenn die damaligen Astronauten heute aus dem All zurückkehren würden.
Und damit sind wir beim Müll. Man muss sich die Dimension der Müllmengen bildlich vorstellen: 690 kg Müll pro Person pro Jahr in Deutschland. Alleine für Bayern waren es im Jahr 2021 6,7 Millionen Tonnen Abfall. Auf einen Güterzug gepackt, wäre dies ein Zug von Vilshofen bis Neapel (1.300 km), nur für den bayerischen Müll.
Was können wir dagegen tun? Das A und O ist die Vermeidung von Müll oder seine Wiederverwertung. Biomüll macht gut ein Drittel des Mülls aus, deshalb ist es sehr wichtig den Biomüll separat zu sammeln, sonst würde unser bayerischer Müll-Zug von Vilshofen nicht nur bis nach Neapel, sondern bis weit nach Sizilien reichen.
Konkret wurde es dann auf dem Recyclinghof, wo Frau Reiss zu den verschiedenen Stationen Interessantes und Kurioses zu berichten hatte. So kann es für die Mitarbeiter des Recyclinghofes immer wieder mal unappetitliche Entdeckungen geben wie z.B. in der Altkleidersammlung versteckte Spritzen oder Hundefutterdosen, in denen noch die Hälfte des Hundefutters steckt.
Eine gute, sortenreine Vorabsortierung und Trennung durch die Bevölkerung ist wichtig, weil – trotz aller technologischer Fortschritte bei der Mülltrennung – zum Schluss immer Menschen in einem letzten Schritt Teile der Wertstoffe manuell trennen müssen.
Am besten wäre es natürlich, den Müll von vorneherein zu vermeiden z.B. durch den Kauf von Jogurt in Pfandflaschen. Oder, wenn schon Plastikverpackung, dann sollte zu sortenreinem Plastik gegriffen werden. Ganz schlecht sind Getränke-Tetrapacks, da sich diese aus mehreren Komponenten zusammensetzen und mit einer Aluminiumschicht abgedichtet sind. Mehrfachkomponenten-Verpackungen lassen sich nicht mehr oder nur mit extrem hohem Aufwand trennen. Was nicht zu unterschätzen ist, ist die Macht des Verbrauchers: würden die Verbraucher – so Frau Reiss – nicht mehr zu den Tetrapacks greifen, dann würden diese schnell aus den Regalen der Supermärkte verschwinden.
Behälterglas kann zu 87% wiederverwertet werden, während eine Glasflasche — achtlos in die Natur geschmissen — über eine Million Jahre braucht, um zu verrotten. Übrigens, eine Frage an Zigarettenraucher: wussten Sie, dass weggeworfene Zigarettenstummel – abgesehen davon, dass sie Tiere und Kleinstorganismen vergiften — 5 Jahre brauchen, bis sie vollständig verrottet sind?
Während Stahl zu 60% und Papier zu 74% wiederverwertbar ist, hat Kunststoff nur eine Wiederverwertungsquote von 12%, was auch daran liegt, dass laut Lebensmittelgesetz kein recycelter Kunststoff für Lebensmittelverpackungen benutzt werden darf.
Der Container für Elektrokabeln bleibt meistens verschlossen, denn die Elektrokabeln sind wegen des kostbaren Kupfers sehr begehrt und werden immer wieder mal geplündert. Aber alles, was in den Containern des Wertstoffhofes landet vom Elektrokabel bis zu den Altkleidern, geht in das Eigentum des Wertstoffhofes über.
Zum Schluss gab es von dem Organisator, Simon Berger, noch eine Flasche Wein für Frau Reiss, die den Zuhörern interessante Einblicke in die Welt von Abfallwirtschaft und Wiederverwertung gegeben hatte und die den ein oder anderen Besucher nachdenklich zurückgelassen hatte.