Bayerischer Abfall von Vilshofen bis Neapel

Vilshofen Pfarrverband am 22.03.2023

Die Pfarrgemeinderäte und die Stadräte besuchten den Recyclinghof in Vilshofen. Peter Raster
Die Pfarrgemeinderäte des Pfarrverbands Vilshofen und die Stadräte aus Vilshofen informierten sich vor Ort im Recyclinghof Vilshofen über die Müllverwertung.

Von Peter Raster.

Vilshofen. – „Wir haben nur diese eine Erde, es gibt keinen Ersatz und keinen Plan B“, sagt Maria Reiss vom ZAW (Zweckverband Abfallwirtschaft Donau-Wald), zuständig für Abfallberatung.

Die Wah­rung der Schöp­fung ist ein zen­tra­les The­ma der Kir­che und so hat­te Simon Ber­ger, Mit­glied der Pfarr­ge­mein­de Vils­ho­fen, für inter­es­sier­te Zuhö­rer einen Vor­trag orga­ni­siert, der zunächst im Pfarr­ge­mein­de­saal und dann – sozu­sa­gen am leben­den Objekt — im Recy­cling­hof stattfand.

Nach­dem der Pfarr­ge­mein­de­rats­vor­sit­zen­de, Bern­hard Ober­ne­der, die Gäs­te – u.a. auch Bür­ger­meis­ter, Flo­ri­an Gams – im Pfarr­saal begrüßt hat­te, sprach Frau Reiss über den berühm­ten öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck (dar­ge­stellt in der Maß­ein­heit gha glo­ba­le Hekt­ar“ ). Die­ser fällt in Deutsch­land um den Fak­tor 3 grö­ßer aus, als es dem durch­schnitt­li­chen Erden­be­woh­ner – wenn man die Gesamt­heit der ver­füg­ba­ren Öko­sys­tem-Res­sour­cen betrach­tet — erlaubt sein dürf­te. Seit 1970 nimmt sich die Mensch­heit mehr an Res­sour­cen, als es die Erde zulas­sen wür­de. Und am 4. Mai wird Deutsch­land sei­nen ihm zuste­hen­den Anteil an den Welt-Res­sour­cen auf­ge­braucht haben!

Hous­ton, wir haben ein Pro­blem: 5 bis 13 Ton­nen Plas­tik­müll im Meer, tote Vögel am Strand mit Plas­tik im Magen, Plas­tik in der Nah­rungs­ket­te und im Blut, Mikro­plas­tik im Dusch­gel und in Micro­fa­sern von Tex­ti­li­en, Plas­tik über­all“, so könn­te der abge­wan­del­te Funk­spruch der Apol­lo-Mis­si­on lau­ten, wenn die dama­li­gen Astro­nau­ten heu­te aus dem All zurück­keh­ren würden.

Und damit sind wir beim Müll. Man muss sich die Dimen­si­on der Müll­men­gen bild­lich vor­stel­len: 690 kg Müll pro Per­son pro Jahr in Deutsch­land. Allei­ne für Bay­ern waren es im Jahr 2021 6,7 Mil­lio­nen Ton­nen Abfall. Auf einen Güter­zug gepackt, wäre dies ein Zug von Vils­ho­fen bis Nea­pel (1.300 km), nur für den baye­ri­schen Müll.

Was kön­nen wir dage­gen tun? Das A und O ist die Ver­mei­dung von Müll oder sei­ne Wie­der­ver­wer­tung. Bio­müll macht gut ein Drit­tel des Mülls aus, des­halb ist es sehr wich­tig den Bio­müll sepa­rat zu sam­meln, sonst wür­de unser baye­ri­scher Müll-Zug von Vils­ho­fen nicht nur bis nach Nea­pel, son­dern bis weit nach Sizi­li­en reichen.

Kon­kret wur­de es dann auf dem Recy­cling­hof, wo Frau Reiss zu den ver­schie­de­nen Sta­tio­nen Inter­es­san­tes und Kurio­ses zu berich­ten hat­te. So kann es für die Mit­ar­bei­ter des Recy­cling­ho­fes immer wie­der mal unap­pe­tit­li­che Ent­de­ckun­gen geben wie z.B. in der Alt­klei­der­samm­lung ver­steck­te Sprit­zen oder Hun­de­fut­ter­do­sen, in denen noch die Hälf­te des Hun­de­fut­ters steckt. 

Eine gute, sor­ten­rei­ne Vor­ab­sor­tie­rung und Tren­nung durch die Bevöl­ke­rung ist wich­tig, weil – trotz aller tech­no­lo­gi­scher Fort­schrit­te bei der Müll­tren­nung – zum Schluss immer Men­schen in einem letz­ten Schritt Tei­le der Wert­stof­fe manu­ell tren­nen müssen. 

Am bes­ten wäre es natür­lich, den Müll von vor­ne­her­ein zu ver­mei­den z.B. durch den Kauf von Jogurt in Pfand­fla­schen. Oder, wenn schon Plas­tik­ver­pa­ckung, dann soll­te zu sor­ten­rei­nem Plas­tik gegrif­fen wer­den. Ganz schlecht sind Geträn­ke-Tetra­packs, da sich die­se aus meh­re­ren Kom­po­nen­ten zusam­men­set­zen und mit einer Alu­mi­ni­um­schicht abge­dich­tet sind. Mehr­fach­kom­po­nen­ten-Ver­pa­ckun­gen las­sen sich nicht mehr oder nur mit extrem hohem Auf­wand tren­nen. Was nicht zu unter­schät­zen ist, ist die Macht des Ver­brau­chers: wür­den die Ver­brau­cher – so Frau Reiss – nicht mehr zu den Tetra­packs grei­fen, dann wür­den die­se schnell aus den Rega­len der Super­märk­te verschwinden. 

Behäl­ter­glas kann zu 87% wie­der­ver­wer­tet wer­den, wäh­rend eine Glas­fla­sche — acht­los in die Natur geschmis­sen — über eine Mil­li­on Jah­re braucht, um zu ver­rot­ten. Übri­gens, eine Fra­ge an Ziga­ret­ten­rau­cher: wuss­ten Sie, dass weg­ge­wor­fe­ne Ziga­ret­ten­stum­mel – abge­se­hen davon, dass sie Tie­re und Kleinst­or­ga­nis­men ver­gif­ten — 5 Jah­re brau­chen, bis sie voll­stän­dig ver­rot­tet sind?

Wäh­rend Stahl zu 60% und Papier zu 74% wie­der­ver­wert­bar ist, hat Kunst­stoff nur eine Wie­der­ver­wer­tungs­quo­te von 12%, was auch dar­an liegt, dass laut Lebens­mit­tel­ge­setz kein recy­cel­ter Kunst­stoff für Lebens­mit­tel­ver­pa­ckun­gen benutzt wer­den darf.

Der Con­tai­ner für Elek­tro­ka­beln bleibt meis­tens ver­schlos­sen, denn die Elek­tro­ka­beln sind wegen des kost­ba­ren Kup­fers sehr begehrt und wer­den immer wie­der mal geplün­dert. Aber alles, was in den Con­tai­nern des Wert­stoff­ho­fes lan­det vom Elek­tro­ka­bel bis zu den Alt­klei­dern, geht in das Eigen­tum des Wert­stoff­ho­fes über. 

Zum Schluss gab es von dem Orga­ni­sa­tor, Simon Ber­ger, noch eine Fla­sche Wein für Frau Reiss, die den Zuhö­rern inter­es­san­te Ein­bli­cke in die Welt von Abfall­wirt­schaft und Wie­der­ver­wer­tung gege­ben hat­te und die den ein oder ande­ren Besu­cher nach­denk­lich zurück­ge­las­sen hatte.

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