Einen ganz normalen Mittwochabend-Gottesdienst in Schönerting – so wie er ihn jeden Mittwoch zelebriert — hatte Pater Stephan Raster geplant und war doch sichtbar berührt von dem vollen Kirchenhaus, denn die Schönertinger und Aunkirchener ließen es sich nicht nehmen, dieses seltene Jubiläum mit ihm zu feiern.
Im Rahmen des Gottesdienstes teilte Pater Stephan mit dem Kirchenvolk seine Erinnerungen an sein bewegtes und erfülltes Leben: Nachdem er seine Kindheit in Eging am See verbracht hatte, trat er nach dem Abitur 1958 in das Missionskloster Schweiklberg ein. Dort wurde er am 12.07.1964 zum Priester geweiht. Als erste große Herausforderung stand schon bald die Entsendung in die USA an – mit dem Schiff ging es für ihn von Bremerhaven aus nach New York. Das Kloster schickte ihn dorthin für ein Jahr zum Englischlernen, denn man hatte Großes mit dem jungen Geistlichen vor: Er war für den Missionsdienst in Südkorea vorgesehen. Und so ging es wieder ein Jahr später mit dem Schiff weiter, dieses Mal von San Francisco aus Richtung Südkorea. Dort angekommen hieß es erst einmal wieder Sprache lernen – Koreanisch dieses Mal. Wie freundlich und höflich die Koreaner ihm begegneten, erzählte er augenzwinkernd mit der Geschichte über seine erste Predigt, die er als Kaplan auf Koreanisch hielt: nach eben dieser ersten Predigt gratulierte ihm das Kirchenvolk, lobte ihn für die gute Aussprache und die Sinnhaftigkeit seiner Worte, was den jungen Pater mit Stolz erfüllte. Jahre später nahm er dann sein Skript wieder zur Hand und stellte dabei fest, dass sein Anfänger-Koreanisch für seine Gemeinde vollkommen unverständlich gewesen sein musste, was sie ihm aber nicht spüren ließ, sondern im Gegenteil seine Bemühungen mit Lob honorierte.
Gerne war er in Korea, einer von ihnen war er längst geworden, als der Ruf zurück in die Heimat folgte. In Passau leitete er von 1978 bis 1984 das Schülerheim Bergfried. Eine erfüllende Aufgabe sei es gewesen und doch bat er darum, wieder nach Korea entsendet zu werden. So ging er in der Zeit von 1984 bis 1997 ein zweites Mal in den Missionsdienst.
Zurück in Schweiklberg übernahm er 1997 die Missionsprokura und wurde Geschäftsführer des Mariahilf-Missionsvereins. Ab 2001 wartete nochmals eine neue Aufgabe auf den mittlerweile 65-Jährigen. Nachdem die Pfarrstelle Aunkirchen nach dem Tod von Walter Schlichting ein Jahr lang verwaist war, übernahm er die Pfarrei. „Fünf Jahre wollte ich bleiben, knapp 20 sind es geworden“, fasste der Jubilar zusammen. Im Jahr 2019 setzte er sich mit 83 Jahren als Ortspfarrer zur Ruhe.
„Ich durfte mehr von den Menschen lernen, als sie von mir.”
Zufrieden blickte der 88-Jährige auf die vergangene Zeit zurück. Dankbar sei er für die viele und große Hilfe, die er in seinem Leben erfahren durfte, fuhr Pater Stefan schließlich fort. „Ich habe immer viel Unterstützung erhalten. Vielleicht war es sogar so, dass ich mehr von den Menschen lernen durfte, als sie von mir“. Sein Dank richtete sich an seine Eltern, die ihm den Weg zum Priester ebneten und ihm den Besuch des Gymnasiums ermöglichten, an die vielen guten Begegnungen im Ausland, aber auch wieder zurück in der ihm fremd gewordenen Heimat. Und dankbar zeigte er sich auch dafür, dass er auch nach seiner Tätigkeit als Ortspfarrer weiterhin jeden Mittwoch die Messe in Schönerting feiern kann. „Das tut mir gut!“, gab er ehrlich zu.
Im Namen der Pfarrei gratulierte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Robert Heininger dem Jubilar zu dessen Diamantenen Priesterjubiläum.
Pfarrer Lothar Zerer würdigte Pater Stephan nach dem Gottesdienst mit einem Sektumtrunk vor der Schönertinger Kirche – eine gute Gelegenheit für die rund 50 Kirchenbesucher, mit dem Jubilar noch persönliche Worte zu wechseln.