Vilshofen. Die katholische Kirche versteht es, auf wunderbare Art und Weise das Religiös-Mystische mit einem Fest der Sinne zu verbinden. Fronleichnam ist ein solches zutiefst katholisches Fest, das auch dieses Jahr in prächtig und festlich geschmückten Rahmen in der Stadtpfarrkirche Vilshofen gefeiert wurde, begleitet von den Johannisbläsern, den Fahnenträgern verschiedenster Vereine und zahlreichen Gläubigen. - Von Peter Raster.
„Fronleichnam, eucharistische Gegenwart, Fest der Sinne und der Besinnung.”
Würde nun die Prozession über Stadtplatz, Stadtturm, Donaugasse, Pfarrzentrum und zurück zur Kirche stattfinden oder nicht? Das war die Frage, die — in Anbetracht der unsicheren Wetterlage — noch zu Beginn der heiligen Messe im Raum stand.
Viele helfende Hände hatten die Fronleichnamsprozession mit den vier Altären, den vier Blumenteppichen, sowie den Baumschmuck entlang der Prozessionsroute tagelang vorbereitet. Noch in aller Herrgottsfrühe um 6 Uhr hatten die Stadtwerke die Altäre aufgebaut und Kolping-Familie, Ministranten und Kommunionskinder die Blumenteppiche ausgelegt.
Seit vielen Jahren setzt derselbe Personenkreis aus Frauenbund, den Familien Lautenbacher und Auerbach, Kolpingfamilie, Pfadfindern, Ministranten, Stadtwerke und mehr die Fronleichnams-Stationen mit großer Liebe und Hingabe in Szene. Das Ehepaar Auerbach z.B. zeichnet seit 25 Jahren für die Gestaltung des Altars am Stadtturm verantwortlich.
Der Blumenteppich vor der Kirche zeigte die Geschichte von den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus (aus dem Lukas Evangelium), denen sich Jesus angeschlossen hatte, ohne dass ihn die Jünger erkannten. Eine Metapher für das Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen, dem Menschen, der seinen göttlichen Begleiter nicht erkennt, obwohl er doch Teil seiner Gegenwärtigkeit ist. Das ist die zentrale Botschaft des Fronleichnamsfests, die ‚eucharistische Gegenwart Christi‘ in der vom Priester getragenen Monstranz, in der sich wiederum die Hostie, das Allerheiligste befindet.
Der Regen hatte Fahrt aufgenommen und so musste Pfarrer Lother Zerer am Ende der heiligen Messe verkünden, dass die anschließende Fronleichnamsprozession in der Kirche stattfinden würde, eine Entscheidung, die allen Verantwortlichen schwerfiel. So viel Liebe und Hingabe hatten doch die Akteure bei den Vorbereitungen eingebracht.
Die vier Stationen Rathaus, Stadtturm, Pfarrzentrum, Kirche wurden gleichsam in die Seitenaltäre der Kirche projiziert und an jeder Station beschrieb Pfarrer Zerer die entsprechenden – an den realen Orten liegenden — Blumenteppiche und erläuterte die dahinterliegenden Botschaften. So geriet diese Fronleichnamsprozession unter dem Himmel des Kirchendachs zu einem nicht minder ergreifenden Fest der Sinne und Besinnung, in der sich die ‚eucharistische Gegenwart‘ offenbarte und den Gläubigen Freude und Zuversicht geschenkt wurde. Dem konnte der Regen nichts anhaben.