
Vilshofen. Die Bürgerbruderschaft Vilshofen hält die jahrhundertlange Tradition der Sebastiani-Prozession aufrecht zum Dank für die Hilfe des heiligen Sebastian. - Von Peter Raster
Der heilige Sebastian diente zur Zeit des Kaisers Diokletian im römischen Reich als Soldat, wurde aber wegen seines Bekenntnisses zum Christentum vom Kaiser zum Tode verurteilt und seitdem als Märtyrer und Heiliger verehrt.
Er ist Schutzpatron von Sterbenden, Eisenhändler, Töpfer, Soldaten, Schützen, Kriegsinvaliden und vieles mehr, aber vor allem ist er der Schutzpatron gegen die Pest, denn ihm wird nachgesagt, dass dank seiner Fürbitte die sogenannte Justinianische Pest im oströmischen Reich des 6. Jahrhunderts zum Erliegen kam.
Mit der in Europa immer wieder aufflackernden Pest, die ganze Landstriche entvölkerte, erflehten die Menschen die Hilfe des Heiligen Sebastians und so bildeten sich die Sebastiani Bruderschaften.
Die 1710 in Vilshofen gegründete Bürgerbruderschaft hält das Versprechen und die Tradition der Prozession zu Ehren des heiligen Sebastian und als Dank für seine Hilfe bis heute aufrecht.
Auch heuer startete am Namenstag von Sebastian die Prozession von der Stadtpfarrkirche aus, bewegte sich durch die Donaugasse und kehrte über das Stadttor und dem Stadtplatz zurück zur Kirche. Dort empfingen die Johannesbläser die rückkehrende Prozession musikalisch.

Pfarrer Lothar Zerer schlug in einer bewegenden Predigt einen Bogen von den Geißeln der Vergangenheit zu den menschengemachten Geißeln unserer Zeit. Dazu zählt Pfarrer Zerer das übersteigerte Streben nach Gewinnmaximierung — mit exorbitanten Gewinnen auf der einen und Ausbeutung auf der anderen Seite. Damit traf Zerer den Nerv der Gläubigen.
Möge die Fürbitte des Heilige Sebastian helfen, die Menschen von ihren Geißeln zu befreien. Insofern ist die Sebastiani Prozession aktueller denn je und weit mehr als Brauchtumspflege.
Die Bürgerbruderschaft traf sich nach dem Wortgottesdienst im Pfarrsaal um einen neuen Vorstand des 201 Mitglieder zählenden Vereins zu wählen. Frau Söldner, die nach 5 Jahren des Vorsitzes – übrigens als erste Frau in der Geschichte der Bürgerbruderschaft — um eine Ablösung gebeten hatte, durfte den Stab an Herrn Josef Königseder übergeben.

Vorsitzender wird Josef Königseder, Schriftführer Alfred Dirndorfer, Kassiererin Cornelia Stöckl, Kassenprüfer Ludwig Silbernagl und Adolf Nebl. Beisitzer sind Elfriede Söldner, Franz Lautenbacher, Georg Brinninger, Stephan Katzbichler und Christian Gödel.
Die traditionell gespendeten Gelder aus den Mitgliedsbeiträgen gingen diesmal mit jeweils 200 Euro an den Bischof Eder Fond, an das Kinderhaus St. Josef in Büchlberg und an die Kinderhilfe Holzland e. V..