Mariä Himmelfahrt, Kräuterbuschen und Frauendreißiger - Wissenswertes über den Marienfeiertag in der Stadtbibliothek Vilshofen.
von Peter Raster
Wenige Jahre vor Christi Geburt rief Octavian, der spätere Kaiser Augustus, anlässlich einer gewonnenen Seeschlacht gegen Königin Cleopatra und seinem Widersacher Marcus Antonius drei Feiertage aus. Diese Feiertage finden in Italien in dem heutigen Ferragosto am 15. August ihre Fortsetzung. So beginnt der Vortrag von Frau Marianne Madl in der Stadtbibliothek Vilshofen zum Thema „Mariä Himmelfahrt, Kräuterbuschen und Frauendreißiger”.
Was hat Kaiser Augustus und Ferragosto mit Mariä Himmelfahrt zu tun? Ganz einfach: aus praktischen Gründen wurden viele der christlichen Feiertage auf bereits bestehende (heidnische oder weltliche) Feiertage gelegt, so auch später das Fest zu Mariä Himmelfahrt.
Einer Legende zufolge wehte ein starker Wind die Apostel an das Grab von Maria und beim Öffnen des Sarkophags fanden die Apostel diesen leer vor. Es lag nur noch eine goldene Rose lag darin. Als Gebärerin Gottes konnte Maria nicht verwesen und stieg – so die Legende – von Engeln getragen in den Himmel. Diese Szene ist in einer wunderschönen Skulptur über dem Altar des Benediktinerklosters in Rohr in der Hallertau oder auch als Malerei im Hochaltar der Pfarrkirche Mariä Himmelfahr in Fürstenzell nachgebildet.
1950 wurde die „leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel“ durch Papst Pius zum kirchlichen Dogma verkündet.
Petra Götz informierte anschließend über die Heilkraft von Kräutern, die in Kräuterbüschen zusammengebunden traditionell zu Mariä Himmelfahrt am 15. August geweiht werden. Auch bei Kräuterbüschen mischen sich Legende, Mystik und nachgewiesene medizinische Heilkraft zu einer bis ins 10. Jahrhundert gehende Tradition. Kräuter gelten als ‚kleine Apotheke‘ für fast alle Alltagsbeschwerden. Es gibt krampflösende, schleimlösende, entzündungshemmende Kräuter, Kräuter gegen Magenschmerzen, rheumatische Schmerzen, Blasenleiden.
Das Zusammenbinden der Kräuter zu Kräuterbüschen ist eine Kunst für sich selbst, bei der symbolträchtige Zahlen eine Rolle spielen wie z.B. die Zahl Sieben, die die Zahl der Schöpfungstage darstellt oder die Zahl 12, die die Anzahl der Apostel wiedergibt. Und mit dem Hinzumischen von Getreideähren wird zusätzlich Gottes Segen für die kommende Ernte erbeten.
Frau Renate Kaufinger von der Stadtbibliothek Vilshofen, die diese Vortragsreihe organisiert hatte, erklärte im letzten Teil der Veranstaltung den Begriff der „Frauendreißiger“, Dies ist die Zeit zwischen Maria Himmelfahrt am 15. August, Fest der Geburt Marias am 8. September und dem Tag des Gedächtnisses der Schmerzen Mariens am 15. September. In dieser Zeit wird den Kräutern eine besondere Wirkung nachgesagt. Mariä Himmelfahrt gilt auch als „großer Frauentag“. Frau Kaufinger unterstrich die Bedeutung von Bräuchen mit einem abschließenden, wunderbaren Zitat aus „Dem kleinen Prinzen“ von Saint-Exupèry:
Frage des kleinen Prinzen an den Fuchs: „Was heißt fester Brauch“: “…Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von der anderen. Sonst wären die Tage alle gleich”.
Es gab anschließend noch interessante Gespräche in lockerer Atmosphäre mit einem Umtrunk aus erfrischendem Kräuterwasser, Kräuterlimonade, einem Kräuterlikör und Häppchen mit Kräuterbrot und Kräuterkäse.
Und die Schlussfolgerung des Kuratoriumsvorsitzenden, Peter Raster: ich dachte, ich hätte alles über Mariä Himmelfahrt gewusst, aber ich habe ganz neue Aspekte kennengelernt. Jetzt schließt sich für mich der Kreis zwischen Mariä Himmelfahrt, Kräuterbuschen und Frauendreißiger.