Vilshofen. Am vergangenen Sonntag versammelten sich die Katholiken Vilshofens um Kaplan Carl Christian Snethlage nach sechs Jahren Dienst in der Pfarrgemeinde Vilshofen zu verabschieden. Snethlage verlässt den Pfarrverband Aunkirchen-Sandbach-Vilshofen um im Pfarrverband Zwiesel-Ludwigsthal seine erste Stelle als Pfarrer anzutreten.
“Es lohnt sich, in den Schatz im Himmel zu investieren”, empfahl Kaplan Snethlage in seiner Predigt. “Mit dem Himmel ist es wie mit dem Kaufmann, der seinen ganzen Besitz verkauft, um eine wertvolle Perle zu erwerben. Was ist also im Leben oder Sterben wirklich wichtig, Glaube oder Luxus? Ich hoffe, ich habe dabei geholfen, die Perlen des Glaubens im Pfarrverband zu finden”, beendete er seine Predigt mit eindringlichen und persönlichen Worten.
Pfarrer Lothar Zerer skizzierte die Entwicklung von Kaplan Snethlage im Pfarrverband Vilshofen. Als er sich in der Seelsorge die nötige Routine angeeignet hatte, suchte er die Weiterbildung im Studium Kirchenrecht. Aber auch während dieser Zeit war immer der Wunsch da, als Seelsorger in Sandbach und Vilshofen zu wirken. “Dir war immer die Zusammenkunft mit den Menschen wichtig. Für dieses immerwährende ‘Ich bin da’ möchte ich dir danken”, sagte Pfarrer Zerer.
Oberministrant Johannes Baumann überbrachte den Dank der Ministranten. “Wir haben mit dir viel erlebt! Deine schwungvolle Art, das Weihrauchfass zu schwenken, wie du bei Filmabenden vor lauter Lachen vom Stuhl gefallen bist oder den Vorgeschmack der Ewigkeit, bis du beim Schafkopf eine Karte ausgespielt hast, wird uns immer in Erinnerung bleiben”, verriet er den Zuhörern. Die Renovierung der Ministranten-Räume, die Erfolge bei den Fußballturnieren, die Ausflüge in die Erdinger Therme, das Sternsingergehen und die gemeinsamen Wochenenden mit den Sandbacher Ministranten waren weitere wichtige Aktionen, die Kaplan Snethlage begleitete. Als Höhepunkt bleibt jedoch die Ministrantenwallfahrt 2018 nach Rom in Erinnerung, wo auch seine profunden Kenntnisse als Reiseführer sehr gefragt waren. “Du hast stets das perfekte Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Freiheit gefunden. Wenn wir mit dir unterwegs waren, waren es spaßige und lustige Zeiten. Du wirst uns immer als (fast) waschechter Bayer und Freund in Erinnerung bleiben”, beschloss Johannes Baumann seine Laudatio.
Die Vorsitzende der Kolpingfamilie Vilshofen Ursula Bauer zitierte Adolph Kolping: “Wer Menschen gewinnen will, muss sein Herz als Pfand einsetzen.” Carl Christian Snethlage war als Präses Teil dieser Kolping Vilshofen und unverzichtbar in der Theatergruppe. Er war immer mit dem Herzen dabei und hatte hier eine zweite Familie gefunden. Die Kolpingfamilie verabschiedete Snethlage mit dem Wunsch er solle seinem Motto “Komm, lass uns doch mal was richtig Verrücktes tun” treu bleiben.
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Bernhard Oberneder erinnerte an die Zeit vor 6 Jahren, als die Nachricht, dass einer aus Aachen neuer Kaplan werden soll, die Pfarrgemeinde in Aufruhr versetzte. “Mein Gott, a Preiß! Wie soll das denn gehen?” hatten sich laut Oberneder so einige in Vilshofen gedacht. Es kam dann doch nicht so schlimm, im Gegenteil war Snethlage als Seelsorger und bei Veranstaltungen immer verlässlich präsent. Unvergessen sind seine Auftritte als rheinische Frohnatur im niederbayrischen Pfarrfasching. Um ihm den Umzug in den bayrischen Wald zu erleichtern hatte der Pfarrgemeinderat einen Rettungsrucksack gepackt. Eine Landkarte mit roter Wegmarkierung um den Weg nach Zwiesel zu finden, eine Wasserpistole gegen die wilden Tiere, Schneeketten und Warnweste, Thermounterwäsche und Schnellzement um die notwendigen Putzarbeiten in der Zwieseler Kirche schnell mal selbst auszuführen. Nicht zu vergessen eine Eieruhr, um eine zeitlich aus den Fugen geratene Predigt einzugrenzen. “Sollten Sie doch mal wieder in Vilshofen vorbeischauen wollen, benutzen Sie die Karte mit der roten Wegmarkierung bitte andersrum”, verabschiedete Oberneder Snethlage mit leichtem Augenzwinkern.
Das Schlusswort gehörte Kaplan Carl Christian Snethlage. Er überschreite jetzt in Zwiesel wieder den Weißwurstäquator (49° nördliche Breite) nach Norden und vergaß nicht darauf hinzuweisen, dass die Aachener nur sogenannte Beutepreußen waren. Sichtlich bewegt bedankte er sich bei Pfarrer Zerer und den Menschen in Vilshofen für die herzliche Aufnahme in der Pfarrei und bat darum, den ihm gegebenen Vertrauensvorschuss auch seinem Nachfolger zu schenken. Mit Gottes Segen verabschiedete sich Carl Christian Snethlage.