Vilshofen. Abhängigkeit, Drogen, Prostitution, Missbrauch und Gewalt. Die Kolping Theatergruppe Vilshofen brachte diese herausfordernden Themen mit dem Theaterstück "The house of the rising sun" auf beeindruckende Weise auf die Bühne. - Von Erika Schwitulla.
Weitere Aufführungen am Samstag, 4. November, 19 Uhr und am Sonntag, 5. November, 14.30 Uhr jeweils im Pfarrsaal Vilshofen!
Mit Spannung erwarteten etwa 100 Zuschauer die Premiere der Kolping Theatergruppe und bereits der erste Auftritt fesselte die Aufmerksamkeit des gesamten Publikums: Bühnenbild, Kostüme, Beleuchtung, Maske — alles stimmte!
Die Kolpingfamilie hatte in den Pfarrsaal zu einem Theaterstück eingeladen, für das sie ein wahrlich anspruchsvolles und herausforderndes Thema ausgewählt hatte: Abhängigkeit, Drogen, Prostitution, Missbrauch und Gewalt.
Die Umsetzung ist dem Team auf beeindruckende Weise gelungen. Zum einen, weil dem Autor Andreas Kindermann der Spagat zwischen Drama und Komödie kongenial geglückt ist, zum anderen, weil alle Schauspieler in ihren Rollen absolut authentisch agieren konnten.
Die Zuschauer wurden konfrontiert mit Frauen, die Gewalt erlebt hatten oder noch erleben, die sich gegenseitig stützen und miteinander solidarisieren, die sich wehren und ihr Schicksal in die Hand nehmen. Nach Jahren der Demütigung gründen sie – dank des überraschenden Reichtums der Hure Madeleine – mit dem „House of the rising sun“ einen Ort, um in Frieden leben und alt werden zu können. Ihre Ängste, ihre Erlebnisse, ihre Erniedrigungen verfolgen sie dennoch und sind – auch unausgesprochen – immer präsent.
Obwohl die Themen mit bedrückender Ernsthaftigkeit präsentiert und von den Schauspielern dramaturgisch hervorragend umgesetzt wurden, glich der Abend einem Parcours zwischen Heiterkeit und Schrecken. So überraschte einmal eine Anspielung auf „dinner for one“, ein anderes Mal entschärfte die Parallele zu einem Märchen die Tragödie. Manchmal war die Schwere des Leids aber auch nur zu ertragen, weil die Nähe und persönliche Bekanntheit des Akteurs auf der Bühne die nötige Distanz zum Problem ermöglichten und sich die Zuschauer in schallendem Lachen von der Last befreien konnten.
So war es ein Leichtes sich von der Handlung zu distanzieren, wenn z.B. Sebastian Wild als Kotzbrocken Rico seine Freundin bedrohte, weil auch in der abscheulichsten Handlung der beliebte Pfarrer aus Aldersbach gesehen werden konnte. Dies führte – objektiv betrachtet – zu überraschenden Reaktionen des Publikums: zu einem befreienden Lachen statt Wut oder Verzweiflung angesichts der Ohnmacht der missbrauchten Frauen.
Der abschließende Applaus und die vielen Komplimente an Autor und Schauspieler zeigten, dass die Kolping Familie einen Nerv getroffen hatte. Die Schauspielgruppe hat ein hoch aktuelles Thema gekonnt unterhaltsam und zugleich mit dem nötigen Ernst anspruchsvoll umgesetzt.