„Und nächstes Jahr wieder!“ - Aunkirchener gehen zum 180. Mal nach Altötting

Vilshofen Pfarrverband am 13.04.2024

20240413 PVV Aun Wallfahrt Altoetting Einzug Birgit Kampschulte
Die Wallfahrer aus Aunkirchen beim Einzug auf dem Kapellplatz in Altötting. In der ersten Reihe nach dem Kreuz: Joe Königseder (links), Klaus Metzl (rechts)

Aunkirchen. Traditionell gingen am zweiten Samstag nach Ostern Aunkirchener Wallfahrer nach Altötting zur Schwarzen Madonna. - Von Birgit Kampschulte.

War­um macht man das? War­um steht man um vier Uhr mor­gens auf, zieht die Wan­der­schu­he an und packt sich Bla­sen­pflas­ter und Son­nen­schutz in den Ruck­sack, um sich um 5 Uhr nach einer kur­zen Aus­sendung in der Pfarr­kir­che auf den Weg nach Alt­öt­ting zu machen – davon 32 km zu Fuß? War­um lässt man für die­sen Tag die Arbeit im Haus und auf dem Hof ruhen, war­um macht man eine Aus­zeit vom Ler­nen für wich­ti­ge bevor­ste­hen­de Klau­su­ren – nur um nach Alt­öt­ting zu gehen, ein Ziel, das man in einer knap­pen Stun­de mit dem Auto errei­chen könnte?

Die Grün­de für die 105 Wall­fah­rer aus Aun­kir­chen sowie umlie­gen­den Pfar­rei­en, sich jedes Jahr aufs Neue auf das Aben­teu­er ein­zu­las­sen, sind ver­schie­den. Für den einen ist es das reli­giö­se Bedürf­nis, mit sei­nen per­sön­li­chen Anlie­gen und sei­nem Packerl, das es im Leben zu tra­gen gilt, nach Alt­öt­ting zu gehen, auf dem Weg zu beten — für sich selbst oder aber eine ande­re Per­son, für die man ein Stück des Weges mit­ge­hen will. Für den ande­ren ist es die sport­li­che Her­aus­for­de­rung, die ihn reizt. Für vie­le ist es eine per­sön­li­che Tra­di­ti­on gewor­den, Jahr für Jahr dabei zu sein. So unter­schied­lich die Grün­de zum Mit­ge­hen auch sein mögen, jeder Beweg­grund hat sei­ne Berechtigung.

Die Tra­di­ti­on die­ser Wall­fahrt reicht bis ins Jahr 1844 zurück: schwe­re Unwet­ter mit Hagel­schlä­gen hat­ten damals die Ern­te ver­nich­tet. Seit­her gelob­ten die Aun­kir­che­ner eine jähr­li­che Wall­fahrt nach Alt­öt­ting. Das heißt: seit nun 180 Jah­ren macht sich eine Grup­pe auf den Weg zur Schwar­zen Madon­na — jedes Jahr, auch im Krieg, auch wäh­rend Corona.

Mach­bar ist dies heut­zu­ta­ge, weil es im Dorf zwei Leu­te gibt, die die­sen Tag bereits lan­ge vor­her pla­nen und orga­ni­sie­ren: Wall­fahrts­füh­rer Joe Königs­eder und Orga­ni­sa­tor Karl Leu­zin­ger. Die bei­den – selbst Wall­fah­rer mit Leib und See­le – sor­gen dafür, dass der Tag rei­bungs­los ver­lau­fen kann und küm­mern sich dar­um, die Pil­ger heil nach Alt­öt­ting und wie­der zurück nach Aun­kir­chen zu brin­gen. Ihnen zur Sei­te steht ein Hel­fer­team bestehend aus Robert Hei­nin­ger in der Orga­ni­sa­ti­on, Jür­gen Arbin­ger und Ste­fan Stoi­ber als Ver­kehrs­hel­fer, die Kreuz­trä­ger Tobi­as Hölz­l­ber­ger und Xaver Bubi“ Gier­mei­er, Armin Leu­zin­ger als Trä­ger der Ker­ze, Maria Lech­ner und Bodo Kamp­schul­te als wei­te­re Vor­be­ter an der Sei­te von Joe Königs­eder und nicht zuletzt die Fah­rer des Begleit- und Ver­sor­gungs­fahr­zeugs Mar­kus Küh­nert und Alex Weiß.

Eine ers­te Rast wur­de nach zwei­ein­halb Stun­den Fuß­marsch um halb acht in Eggl­ham ein­ge­legt. Nach­dem der Baum­gar­te­ner Berg geschafft war – für vie­le Teil­neh­mer der schwie­rigs­te Teil der Stre­cke – wur­de kurz bei einem Mari­en­lied inne gehal­ten. In Baum­gar­ten hat­te das Gast­haus Veitwe­ber extra für die Grup­pe geöff­net und ver­sorg­te die Gäs­te mit Weiß­würs­ten, Bre­zen und Geträn­ken. Danach wur­de tra­di­tio­nell auf der Anhö­he kurz nach dem Orts­en­de von Baum­gar­ten an einem ehe­ma­li­gen Bau­ern­haus ein Vater unser“ gespro­chen. Joe Königs­eder weiß war­um: Vie­le Jah­re lang erwar­te­te uns hier der alte Bau­er die­ses Anwe­sens, bete­te und sang mit uns und gelei­te­te uns dann mit sei­ner Hof­glo­cke wie­der hin­aus. Mitt­ler­wei­le ist der Bau­er lan­ge ver­stor­ben. Doch zu sei­nem Geden­ken hal­ten wir hier kurz inne“.

20240413 PVV Aun Wallfahrt Altoetting Heft Birgit Kampschulte
Die Wallfahrergruppe aus Aunkirchen passiert in den Morgenstunden die Ortschaft Heft.

Wei­ter ging es am Vor­mit­tag bei som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren zu Fuß bis Pfarr­kir­chen. Dort stan­den bereits Alo­is Unertl vom gleich­na­mi­gen Bus­un­ter­neh­men und einer sei­ner Mit­ar­bei­ter mit zwei Bus­sen bereit. Sie brach­ten die Teil­neh­mer nach Mit­ters­kir­chen ins Gast­haus Roth­neich­ner zur Mit­tags­pau­se. Auch danach fuh­ren sie noch ein­mal mit dem Bus wei­ter bis zum Wei­ler Kager kurz nach Rei­schach. Ab hier star­te­te die Ziel­etap­pe zu Fuß zuerst ent­lang des Rei­scha­cher Baches und des Inns, dann über die Inn­brü­cke und schließ­lich durch Neu- und Altötting.

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Wallfahrtsrektor Klaus Metzl heißt Joe Königseder und seine Wallfahrergruppe herzlich willkommen. Im Bild: v.l.: Metzl, Leuzinger (Kerzenträger), Königseder (Wallfahrtsführer) und Giermeier (Kreuzträger)

Um 15:45 Uhr ging Wall­fahrts­rek­tor Klaus Metzl den Pil­gern ein Stück weit ent­ge­gen. Erfreut begrüß­te er Wall­fahrts­lei­ter Joe Königs­eder und gelei­te­te die Aun­kir­che­ner ein zu ihrem Ziel: dem Kapell­platz in Alt­öt­ting, wo eini­ge Ange­hö­ri­ge der Fuß­wall­fah­rer die Grup­pe mit Applaus emp­fin­gen. Gemein­sam zogen sie dann in den Kon­gra­ti­ons­saal ein. Dort zele­brier­te Klaus Metzl einen Got­tes­dienst, unter­stützt von Wall­fahrts­lei­ter Joe Königs­eder als Lek­tor sowie den bei­den Aun­kir­che­ner Ober­mi­nis­tran­ten Kor­bi­ni­an Hal­ser und Paul Kampschulte.

Metzl pre­dig­te zu dem Spruch aus dem Evan­ge­li­um Ihr seid Zeu­gen!“. Pil­gern sei ein Aus­druck des Lebens und jeder habe ein tie­fes Bedürf­nis nach Leben. Das Leben kön­ne man als eine Wall­fahrt deu­ten. Jeder habe dabei sein Kreuz zu tra­gen. Und eini­ges habt ihr mit­ge­tra­gen!“, so Metzl zu den Kir­chen­be­su­chern. Und bei die­sen berüh­ren­den Wor­ten hat­ten vie­le Wall­fah­rer ihre Gedan­ken bei dem, was sie selbst mit­ge­tra­gen hat­ten — sei es der längst ver­stor­be­ne aber unver­ges­se­ne Freund, der vie­le Jah­re mit­ge­pil­gert war, das Schick­sal eines Nach­barn, das einen nicht unbe­rührt lässt oder was sonst als per­sön­li­ches Packerl mit auf die Rei­se nach Alt­öt­ting genom­men wor­den war.

Als die Pil­ger in der Kir­che zur Ruhe kamen und so lang­sam die müden Mus­keln spür­ten, da ahn­ten sie wohl, was die ers­ten Aun­kir­che­ner Wall­fah­rer vor 180 Jah­ren auf sich genom­men und geleis­tet hat­ten, die ohne kli­ma­ti­sier­ten Rei­se­bus für Zwi­schen­stre­cke und Heim­fahrt, son­dern 60 Kilo­me­ter hin und auch wie­der zurück zu Fuß drei Tage für ihr gege­be­nes Ver­spre­chen unter­wegs waren. 

Trotz all der Müh­sal: Und nächs­tes Jahr wie­der!“, so das über­zeug­te Resu­mee von Wall­fahrts­lei­ter Joe Königs­eder, der selbst heu­er zum 45. Mal nach Alt­öt­ting gegan­gen war.

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